Enttäuschung über die Beratertätigkeit von Sigmar Gabriel im SPD-Ortsverein Essen riesengroß

Der damalige Geschäftsführer Danish Crown empfängt Gabriel vor dem Verwaltungsgebäude von Danish Crown. Von Links Rainer Spiering (heutige agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion), Sigmar Gabriel, Detlef Kolde, Steen Sönnichsen
Der damalige Geschäftsführer Danish Crown empfängt Gabriel vor dem Verwaltungsgebäude von Danish Crown. Von Links Rainer Spiering (heutige agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion), Sigmar Gabriel, Detlef Kolde, Steen Sönnichsen Bild: SPD Essen (Oldenburg)

Wir erinnern uns noch sehr gut an den Besuch des damaligen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel in Essen (Oldenburg) am Freitag, dem 13.03.2015. Um Punkt 12 Uhr traf er in Begleitung seines Staatssekretärs Albrecht und des niedersächsischen Wirtschafsministers Olaf Lies in Essen ein, um sich über die Fleischbranche und die damit verbundenen Problemen auch für die Kommune Essen zu informieren. Zu Beginn einer zweistündigen Diskussionsrunde mit vielen weiteren Akteuren hielt Detlef Kolde einen 30minütigen Vortrag über die Fleischbranche und die damit verbundenen Probleme in der Kommune Essen/Oldb.

Neben MdL Renate Geuter und MdB Gabriele Groneberg befanden sich unter den Gästen der damalige Prälat Peter Kossen, Vertreter der Gewerkschaft NGG, Betriebsratsmitglieder, Dolmetscherinnen der mobilen Beratungsstelle für Arbeitnehmer in Oldenburg sowie Vertreter der Kommunen Essen, Quakenbrück und des Landkreises Cloppenburg.

Der Vortrag selbst und die Wortbeiträge der Dolmetscherinnen gaben viel Zündstoff für den anschließenden Gedankenaustausch. Nach einem 20minütigen Pressetermin mit vielen Medienvertretern wurde die Firmenleitung Danish Crown Essen/Oldb. aufgesucht. Die Wortbeiträge zwischen Sigmar Gabriel und dem Firmenchef Steen Sönnichsen waren sehr kontrovers.

Danach suchten die Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Olaf Lies  eine Essener Wohnung auf, wo beim Austausch mit rumänischen Arbeitern auch über die menschenunwürdigen Wohnverhältnisse aus erster Hand informiert wurde. Gabriel zeigte sich erschüttert über die Erfahrungen in Essen und bezeichnete die gesamte deutsche Fleischbranche als „Schande für Deutschland“.

„Nicht nur wir als örtliche SPD-Vertreter hofften sehr, dass aus diesem Besuch politische Konsequenzen gezogen werden. Der Werkvertrag sollte eindeutiger definiert und eingeschränkt werden. Die Behörden müssten enger zusammenarbeiten, um effektiver gegen die treibenden Kräften vorgehen zu können,“ so das damalige Fazit. Wie sagte Gabriel so schön: „Wir werden jeden Tag durch unsere Behördeneinrichtungen die Betriebe kontrollieren und ihnen so regelrecht auf den Füßen stehen.“ Der Kampf für eine gerechtere Arbeitswelt in einer sozialen Marktwirtschaft war noch lange nicht beendet.

Fünf Jahre später, am Tage der Verabschiedung einer Grundrente im Berliner Bundestag müssen wir erfahren, dass der Ex-Bundestagsabgeordnete Gabriel von März bis Mai 2020 für ein Monatsentgelt von 10.000 Euro plus Spesen für Tönnies tätig war. „Wir haben Gabriel kennen- und auch schätzen gelernt und können eine Beratertätigkeit von Gabriel beim größten deutschen Fleischmogulen nicht nachvollziehen und halten das Handeln von Gabriel für moralisch absolut verwerflich. Wir sind enttäuscht,“ so Detlef Kolde.