SPD-Kreistagsfraktion fordert „Strategien für eine verbesserte Familienpolitik und Maßnahmen gegen Kinderarmut“

Der Landkreis Cloppenburg möge die Teilnahme am Programm „Präventionsketten in Niedersachsen“ prüfen, lautet eine der vier Forderungen der Kreistagsfraktion.

Demnach nehmen bis an die 20 Kommunen, darunter Gemeinden, kreisfreie Städte und Landkreise, zur besseren Information und zur Umsetzung von neuen Strategien für eine bessere Familienpolitik und Reformen gegen Kinderarmut an dem Programm teil. Weiter möge der Landkreis Cloppenburg verlässliche Zahlen erheben, wie viele Kinder und Jugendliche bei uns in Armut leben.

Die bisherigen Programme sollen aufgezeigt werden, die der Bekämpfung der Kinderarmut in unserem Landkreis dienlich sind. Welche Hilfestellungen werden aktuell geleistet? Gibt es dazu verlässliche Zahlen über betroffene Personenanzahl, durchgeführte Beratungsangebote, finanzielle Unterstützungen? Der Landkreis Cloppenburg möge aufzeigen, wie notwendige und erforderliche Maßnahmen gegen Kinderarmut umgesetzt werden können, um den Grundbedürfnissen unserer Kinder und den betroffenen Familien gerecht zu werden.

Die SPD-Fraktion möchte auch unter Hinweis auf das Programm „Präventionsketten in Niedersachsen“ mehr in die Familienpolitik investieren. Dahinter steckt ein Programm gegen Kinderarmut. Landesweit soll jeder Siebte der unter 18jährigen über die Familien im Transfersystem Hartz IV erfasst sein. Ca. 60 Prozent von ihnen sollen sogar länger als drei Jahre unter konkreter Armut leben. Betroffen sind vor allem Alleinerziehende mit einer Armutsgefährdungsquote um die 68 Prozent sowie auch Familien mit mehr als zwei Kinder oder Kinder mit Migrationshintergrund. Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut, wobei auch weiter jeder fünfte arme Mensch in diesem Land ein Kind ist. Absolut alarmierende Rechenbeispiele aus dem paritätischen Armutsbericht 2018. Das finanzielle Auskommen einer Familie bestimmt massiv mit, wie sich die Armut auf die Gesundheit und die Bildung besonders bei Kindern auswirkt.

Natürlich sind diese Erkenntnisse nicht ganz neu. Es wird bislang auch schon viel in den Kommunen dafür getan, um das Leid einzudämmen. Das große Problem bei der Bekämpfung der Kinderarmut an der direkten Basis ist jedoch, dass es häufig an der notwendigen Transparenz fehlt. Es gibt teilweise ähnliche oder auch sogar doppelt aufgelegte Programme, die leider vermehrt zu einer Nichtinanspruchnahme führen. Vermutlich wird dabei zu sehr darauf geschaut, was von der Fachkräftebasis aus möglich ist, anstatt auf die erforderlichen Maßnahmen und Bedürfnisse des Kindes und der betroffenen Familie zu schauen.

Um eine verbesserte und nachhaltige Familienpolitik und die Kinderarmut konkret zu bekämpfen müssen die Fachkräfte für das Armutsthema qualifiziert und sensibilisiert werden. Es müssen Abstimmungen aller Träger erfolgen, um so ein Nebeneinanderarbeiten zu verhindern.

Der Landkreis Cloppenburg könnte sich auch einem Überprüfungsverfahren (Audit) unterwerfen. Andere Landkreise arbeiten zum Beispiel mit der Bertelsmann-Stiftung und den ortsnahen Universitäten dazu zusammen. Zu einer Umsetzung gehört auch die Erkenntnis, dass die Familien wegen des demografischen Wandels ein immer wichtigerer Standortfaktor sind und ein familiengerechtes Handeln alle politischen Felder der Verwaltung betrifft. Daher wird um Aufnahme des Tagesordnungspunktes  „Strategien für eine verbesserte Familienpolitik und Maßnahmen gegen Kinderarmut“ gebeten.