Verkehrsausschusssitzung im Kreishaus

Norbert Heppner, Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion Cloppenburg/Vechta, stellte die Verkehrsunfallstatik 2017 vor. Mehr Verkehrsunfälle und mehr Verletzte als 2016 verzeichnete die Polizeiinspektion CLP/VEC für das Jahr 2017. 20 Tote, 284 Schwerverletzte und 1533 Leichtverletzte wurden bei insgesamt 6883 Verkehrsunfällen in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta registriert.

Damit erfuhr die bereits hohe Zahl von 6867 Verkehrsunfällen aus dem Vorjahr eine erneute Steigerung, wenn auch nur um 0,23 Prozent. Die Zunahme ist im Wesentlichen auf Unfälle mit leichten Sachschäden zurückzuführen. Leider starb im Jahr 2017 auch eine Person mehr als im Vorjahr (+5,3%). Im Bereich der Schwerverletzten wurde der jährliche Durchschnittswert über zehn Jahre gesehen (281 Schwerverletzte) leicht überschritten. Die Zahl der Leichtverletzten ist mit 1533 (+8,7 %) der höchste Stand seit 2008.

Raserei und die Missachtung der Vorfahrt an Kreuzungen oder des Vorranges sind unfallursächlich gewesen. Die nicht angepasste und/oder überhöhte Geschwindigkeit führte 2017 zu 402 Verkehrsunfällen, bei denen 3 Menschen getötet, 32 schwer und 95 leicht verletzt wurden. Immer wieder werden eklatante Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt. Nicht selten werden außerorts Geschwindigkeiten im Bereich von 180 km/h und innerorts von über 100 km/h gemessen. Durch ein solch leichtsinniges und rücksichtsloses Verhalten, setzen die Fahrzeugführer grob fahrlässig die Gesundheit anderer Verkehrsteilnehmer aufs Spiel. Daher werden wir auch weiterhin gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen konsequent verfolgen. Gleichwohl darf festgestellt werden, dass die Unfallursache – nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit – um etwa 20 Prozent zurückgegangen ist. Das darf auch als Erfolg der Bemühungen der Landkreise und der Polizei im Kampf gegen die Hauptunfallursache Geschwindigkeit gewertet werden.

Erschreckend ist, dass im zunehmenden Maße von Verkehrsteilnehmern das Rotlicht an Kreuzungen missachtet wurde und dadurch schwere Verkehrsunfälle mit Verletzen verursacht wurden. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholbeeinflussung, ist nach Jahren – wenn auch nur leicht -, wieder um 2 Unfälle und damit um 1,3% gestiegen. Und zudem hat die Polizei im Einsatz- und Streifendienst bei ihren Kontrollen 633 alkoholisierte Kraftfahrer festgestellt und eine Blutentnahme veranlasst. Auch in diesem Jahr sind wieder Alkoholwerte über 3,5 Promille nicht selten gewesen. Die Tatsache, dass auch zur normalen Tageszeit Werte von über 1,5, teilweise über 2 Promille festgestellt werden, ist besorgniserregend, weil bei jedem dritten Unfall dieser Art Personen verletzt worden sind. Insgesamt sind im letzten Jahr bei den Unfällen unter Alkoholeinfluss im Jahr 2017 elf Personen schwer und 38 Personen leicht verletzt worden! Eine weitere Unfallursache ist die Ablenkung am Steuer, insbesondere mit dem Mobiltelefon. Obwohl das Nutzen des Mobiltelefons am Steuer mit 100,- Euro Bußgeld geahndet wird, stellt die Polizei häufig Verstöße fest. Aber auch Radfahrer – hier beläuft sich das Bußgeld auf 55,- Euro – ignorieren häufig das Verbot. Die Verkehrsteilnehmer riskieren mit dem vermeintlichen sekundenschnellen Bedienen einen gefährlichen Blindflug und gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer.

15 der getöteten Menschen starben auf den Landstraßen des Oldenburger Münsterlandes. Damit ist wieder die größere Zahl der Verkehrstoten auf außerörtlichen Straßen zu beklagen. Innerhalb geschlossener Ortschaft starben 4 Menschen, davon zwei Fußgänger und zwei Radfahrer. Innerhalb geschlossener Ortschaften ist das Geschwindigkeitsniveau deutlich unter dem auf Landstraßen, aber hier sind gerade die schwachen Verkehrsteilnehmer besonders gefährdet. Eine gegenseitige Rücksichtnahme aber auch ein Blickkontakt ist daher von hoher Bedeutung. Sowohl Radfahrer als auch Fußgänger dürfen nicht darauf vertrauen, dass der Kraftfahrer „sie ja wohl schon sieht“ und seine Wartepflicht erkennt. Sie verfügen über keine „Knautschzone“ und Unfälle enden in der Regel immer mit Verletzungen“, sagt der Sachbearbeiter Verkehr – PHK Norbert Heppner.

Die Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 – 24 Jahren ist auch in diesem Jahr mit 17,9% (1232 Unfälle) als Hauptverursacher registriert. Die Gruppe der 25 bis 34-jährigen Fahrer liegt dabei in etwa auf gleich hohem Niveau. Die Hälfte der tödlich und schwerverletzten Opfer stammt aus diesen Altersgruppen.

In der Langzeitbetrachtung sind aber die Zahlen in der Risikogruppe der 18 – 24-jährigen rückläufig, was als ein Erfolg für die gute Verkehrssicherheitsarbeit zu werten ist. Zum Vergleich dazu hat die Gruppe der Senioren (ab 65 Jahre) insgesamt 731 Unfälle und damit 10,6% der Gesamtunfälle verursacht.

Mit insgesamt 393 Unfällen ist die Gruppe der Radfahrer mit 6% der Gesamtunfälle beteiligt. Diese Zahl ist zwar um 3 Unfälle im Vergleich zum Vorjahr gesunken, bewegt sich dennoch auf einem hohen Niveau. Zudem sind bei diesen Unfällen insgesamt 314 Radfahrer verletzt worden. Hinzu kommt die Zahl der verletzten E-Bike- und Pedelec-Fahrer, sodass der Anteil dieser Verkehrsgruppe bei fast 20 % der Verletzten liegt. „Es darf nicht sein, dass nahezu jeder fünfte Verletzte ein Radfahrer ist“, so Heppner, „hier werden wir unsere Maßnahmen sowohl im präventiven aber auch im repressiven Bereich verstärken.“ Leider ist immer wieder zu beobachten, dass Radfahrer linksseitig auf dem Gehweg fahren, obwohl Radwege vorhanden sind. „Diese Radfahrer fühlen sich auf dem Gehweg vermeintlich sicher und wissen nicht, dass sie bei genau dieser Fahrweise am stärksten gefährdet sind“, so Heppner. „Die statistischen Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache. Daher bemühen sich die Kommunen zunehmend, den Radfahrer auf der Straße zu führen, sei es auf Radfahrstreifen oder auch Radschutzstreifen. Im Blickfeld des Kraftfahrers fahren die Radfahrer am sichersten. Das haben Maßnahmen an ehemaligen Unfallschwerpunkten bewiesen. Aber auch die Missachtung von Rotlicht an Lichtsignalanlagen ist tagtäglich zu beobachten, weil viele Radfahrer ein Anhalten vor der Ampel bei Rot als lästig empfinden. Sie begeben sich damit sehenden Auges in Lebensgefahr. Nur, wenn sich die Radfahrer an die Verkehrsregeln halten, werden die Unfälle in diesem Bereich zurückgehen.