
Was Herr Althusmann fordert, eine mehrjährige Pause bei der Inklusion in den Schulen durchführen zu wollen, wenn er demnächst Ministerpräsident in Niedersachsen sei, ist ein Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Bereits im Jahr 2015 hat man auf der Genfer Konferenz bei der Staatenprüfung erkannt, Deutschland würde nicht im vereinbarten Soll liegen. Verbesserungen seien praktisch nur wenige umgesetzt worden. Als ehemaliger Kultusminister in Niedersachsen, hat Herr Althusmann seine Hausaufgaben nicht gemacht und nun fordert er einen Rückschritt.
Inklusion im Schulsystem ist machbar. Ein positives Beispiel ist Italien. Dort arbeitet man seit 40 Jahren in einem inklusiven Bildungswesen. Seit 40 Jahren gibt es in Italien einen gemeinsamen Schulunterricht von Kindern mit und ohne Behinderung. Es gibt keine Förder- und keine Sonderschulen mehr. Es wurden behinderte und nichtbehinderte SchülerInnen per Gesetz gleichgestellt und die Schulformen angepasst. Herr Althusmann steht jedoch auf dem Standpunkt, Inklusion würde nicht funktionieren. „Deshalb Einstieg in den Ausstieg jetzt“, so Bernd Althusmann nicht nur auf dem Cloppenburger CDU-Kreisparteitag.
Ich bin der Ansicht, Inklusion ist auch eine Generationenfrage. Heute legen wir den Grundstein, damit wir in der dritten Generation in die Normalität übergehen können. Wir benötigen Schulen, die vollständig barrierefrei aus- und umgebaut werden. Ein Aufzug ist notwendig, aber hat nicht das Alleinstellungsmerkmal einer inklusiven und damit barrierefreien Schule. Wer Inklusion will, muss unsere Schulgebäude entsprechend gestalten. Dazu gehören zum Beispiel auch Räume für Kleingruppen und Differenzierungsräume. Wir benötigen viel Geld, um neue Bildungsformen zu schaffen und sollten auf jeden Fall die eingeschlagenen Wege weitergehen und nicht in alte Muster verfallen. Die Vorschläge von Herrn Althusmann bewerte ich als reine Polemik und Stimmungsmache, um das kritische Meinungsbild zu festigen. Die Inklusion ist Aufgabe einer jeden demokratischen Gesellschaft.